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Der unterirdische Gang zu Spremberg

Nahe bei Spremberg, jenseits der Spree, befindet sich ein Hügel, auf dem ehemals eine sehr reich ausgestattete Kapelle stand, die dem heiligen Georg gewidmet war. Zu dieser Kapelle, sagt die Sage, führt von Spremberg aus ein unterirdischer Gang. Die Spremberger wollten einmal den Gang untersuchen und schenkten einem zum Tode verurteilten Verbrecher das Leben, dass er den Gang untersuchte und zur Georgkapelle wieder herauskäme. Der arme Sünder war damit sehr zufrieden und machte sich auf den Weg, kam aber niemals wieder zum Vorschein. Jedermann glaubte, er sei im Gang verunglückt oder von bösen Geistern zerrissen worden, daher auch weiter keine Untersuchung angestellt wurde.

Einige Jahre später kommen einmal zwei Spremberger nach Zittau. Wem begegnen sie dort? Dem zum Tode verurteilten armen Sünder. Sie erkennen ihn auf der Stelle, obgleich er ein wohlhabender und angesehener Bürgersmann geworden war. Unter der Hand hat er nun den Sprembergern vertraut, wie es ihm ergangen ist. Wie er eine Weile in dem Gange fortgeschritten, hat er Hundegebell über sich gehört, woraus er geschlossen hat, dass er sich unter der Scharfrichterei befinde. Gleich darauf erschien ihm ein Geist mit einem brennenden Lichte und fragt ihn, wohin er wolle. Der arme Sünder antwortete: „ Ich bin zum Tode verurteilt, wenn ich nicht auf diesem Wege zur Georgenkapelle komme.“ „ Geh’ nur fort“, antwortete jener, „ dein Glück ist gemacht!“ Hierauf kam er bald in ein Gewölbe, in welchem zwölf Apostel aus purem Golde standen, jeder etwa einen Arm lang. Hier verweilte er, bis nach seiner Berechnung der Abend angebrochen war, kehrte dann um und nahm einen der Apostel mit. Ins Freie gelangt, ging er der Grenze Böhmens zu. Dort zerschlug er seinen goldenen Schatz, verwandelt ihn stückweise in klingende Münze und ließ sich schließlich als ehrsamer Bürger in Zittau nieder.

Die Öffnung des unterirdischen Ganges ist wegen eines daraus hervordringenden mörderischen Geruches seit vielen Jahren vermauert. Die andern elf Apostel warten noch immer auf ihre Erlösung.
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